41. Rennsteiglauf

Am 25.05.2013 fand zum 41. Mal der legendäre Rennsteiglauf statt. Ein Jahr nach dem Jubiläumslauf kamen wieder über 15000 Läufer, Nordic Walker und Wanderer zum größten Crosslauf Europas auf den Höhenweg des Thüringer Waldes. Vom Burgstädter LV waren diesmal Uwe Berthold, Siggi Beyer und Tilo Kozlik auf der Supermarathonstrecke über 72,7 km unterwegs. Simone Beyer versuchte sich auf dem Marathon, der beim Rennsteiglauf 43,5 km lang ist. Bernd Moormann und ich (Carsten Voigt) gingen über die Halbmarathon-Distanz an den Start. Hatte es tags zuvor noch geregnet und sogar geschneit so war uns der Wettergott am Wettkampftag wohlgesonnen und es blieb bis in die Nachmittagsstunden trocken. Zeitweise zeigte sich sogar die Sonne und lies die Temperatur von 4 °C am Start auf über 10 °C im Ziel in Schmiedefeld ansteigen.
Bernd, der 1980 schon einmal Gesamtsieger des Rennsteig-Marathons gewesen ist hatte sich sein Rennen gut eingeteilt. Zum Anfang ging es noch etwas schwer die ersten Anstiege hinauf doch ab der Hälfte lief es gut. Sein ärgster Widersacher Dieter Wiedemann (Supermarathon Gesamtsieger 1977) lief ihm am Großen Beerberg zwar etwas davon doch Bernd hatte ihn immer im Blick, kämpfte sich wieder heran und konnte ihn 1,5 km vor dem Ziel überholen. Im Ziel, nach einer sehr guten Laufzeit von 1:39:02 h, hatte Bernd sogar 26 Sekunden Vorsprung vor Dieter. Das reichte um nach 33 Jahren wieder auf das oberste Treppchen steigen zu dürfen, diesmal als Sieger der AK M65.
Ich hatte verletzungsbedingt nicht mit einer sehr schnellen Laufzeit gerechnet doch die etwas veränderte Streckenführung am Start des Halbmarathons kam mir entgegen. So kam ich recht gut ins Rennen und erreichte das Ziel nach 1:28:37 h als 12. der AK M40.
Eine ganz besondere Rennsteig-Geschichte kann von Siggi Beyer berichtet werden:
„Seit 2010 fahre ich mit Tilo alljährlich nach Eisenach zum Start des Supermarathons, der über 72,7 km nach Schmiedefeld führt. Gern hätte ich meine Frau mitgenommen, die gemeinsam mit mir bereits fünf Marathons gelaufen ist, zuletzt im April 2013 in Paris. Allerdings war es mir nie gelungen, sie für den Rennsteiglauf zu erwärmen. Bei ihr war der Respekt vor den Bergen sehr groß. Nun hatte auch der alte Rennsteighase Steffen im Vorjahr versucht, Simone zu einem Start in Thüringen zu ermuntern. Das brachte ich in diesem Jahr ins Spiel, als ich mir mit Tilo noch nicht einig war, wie wir den Transfer logistisch abwickeln sollten. Mein Vorschlag war ihr jedoch zu kompliziert, außerdem wäre sie schon einen Marathon im Frühjahr gelaufen, wir sollten bitte schön allein zum Rennsteig fahren. Ich unternahm noch einen zweiten zaghaften Versuch, der jedoch mit einem Hinweis auf Schmerzen im Knie abgewürgt wurde.
So verabschiedete ich mich am Freitag von meiner Frau, die mir eine gute Reise und viel Erfolg wünschte. Als wir unser Quartier in Eisenach bezogen hatten, meinte ich noch zu Tilo: "Ich hatte bis zuletzt damit geliebäugelt, dass mich Simone in Schmiedefeld im Ziel empfängt, aber ihr lädiertes Knie lässt Laufen momentan nicht zu. Allerdings hat sie mir vor der Abfahrt versprochen, dass sie nächstes Jahr mitkommt." Tilo nahm es ohne Kommentar zur Kenntnis, ich konnte nicht ahnen, dass er eingeweiht war in eine unglaubliche Geschichte: Simone hatte Steffen beauftragt, für sie die Startunterlagen in Neuhaus abzuholen, sie selbst ist mit zwei Chemnitzer Lauffreunden früh am Morgen an den Rennsteig gefahren und hat mit Steffen (und nur noch leichten Kniebeschwerden) den Marathon absolviert. Unterwegs war ihre größte Sorge: Hoffentlich kommen wir vor Siggi ins Ziel! Das hätten die beiden nicht geschafft, wenn mein Plan aufgegangen wäre, der auf eine Zielzeit von 8 Stunden ausgerichtet war. War ich bis Kilometer 40 noch im Soll, ließen mich ab Kilometer 50 Wadenkrämpfe immer mehr ins Hintertreffen geraten. Daher entschloss ich mich am Grenzadler in Oberhof zu einem Besuch der Massagebaracke. Wer weiß, was geschehen wäre, wenn ich mir das verkniffen hätte …
Schließlich kam sie immer näher, die schönste Zielgerade der Welt. Ich erfreute mich am hämmernden Sound von ACDC, am Banner "Nur noch 1086 Meter", am Zuspruch der Zuschauer, an der letzten Rechtskurve, an den letzten 200 Metern, an den letzten 30 Metern und was war das? Eine helle, leuchtend gelbe Jacke, wie sie die Burgstädter Läufer tragen! Und wer steckte drin? Meine Frau - das gibt's doch gar nicht! Noch mal hinschauen - ja, sie ist es wirklich! Und sie hat eine Medaille um den Hals, ist also den Marathon gelaufen! Ein verrücktes Weib, was ich da vor dreißig Jahren geheiratet habe! Ich führte einen Freudentanz auf und umarmte meine Frau - hätte jedoch die ganze Welt umarmen können!
Nachdem ich mich wieder einigermaßen beruhigt hatte, wollte ich unbedingt noch auf Tilo warten, der ansonsten stets vor mir im Ziel war. Heute lief es jedoch überhaupt nicht bei ihm. "Glücklicherweise" lief es bei ihm derart schlecht, dass ich über eine halbe Stunde auf ihn warten musste, eine halbe Stunde, die ich nie vergessen werde. Noch nie erlebte ich so viele Emotionen wie in diesen 30 Minuten! Läufer, die sich still über ihre Leistung freuten, andere die schier überwältigt waren, weil sie erstmals eine solche Distanz zurücklegten; Paare, Trios und Quartette, die Hand in Hand die Ziellinie überquerten. Ein mir völlig fremder Mann war derart gerührt, dass ich ihn spontan abklatschte und umarmte, während er stammelte „Das gibt´s doch gar nicht, ich glaube es nicht!“ Die Zielgerade war ein Meer der Freude und des Stolzes.
Als Tilo dann ins Ziel kam, war seine erste Frage mit verschmitztem Lächeln: "Na, wie war der Zieleinlauf?" Meine Antwort: "Nur gut, dass mein Plan nicht aufgegangen war. So gefiel es mir tausendmal besser!" So nach und nach wurde mir dann eröffnet, dass etliche Umstehende eingeweiht waren, nur ich nicht.
Das ungemütliche Wetter hielt uns davon ab, der abendlichen Sause im Festzelt beizuwohnen. Wir fuhren ins heimatliche Chemnitz, machten Feuer im Kamin und stießen mit einem Gläschen Sekt auf ein gelungenes Wochenende an. Das kräftige Feiern haben wir an diesem Tag den Bayern überlassen...“
Simone lief bei ihrem ersten Rennsteig-Marathon 5:18:40 h. Beim Supermarathon erreichten Siggi nach 8:26:12 h, Uwe nach 8:43:44 h und Tilo nach 9:00:06 h das Ziel.
Für alle war es wieder eine sehr gelungene Veranstaltung, die lange in Erinnerung bleiben wird.
Carsten Voigt, Siegfried Beyer
Bernd, der 1980 schon einmal Gesamtsieger des Rennsteig-Marathons gewesen ist hatte sich sein Rennen gut eingeteilt. Zum Anfang ging es noch etwas schwer die ersten Anstiege hinauf doch ab der Hälfte lief es gut. Sein ärgster Widersacher Dieter Wiedemann (Supermarathon Gesamtsieger 1977) lief ihm am Großen Beerberg zwar etwas davon doch Bernd hatte ihn immer im Blick, kämpfte sich wieder heran und konnte ihn 1,5 km vor dem Ziel überholen. Im Ziel, nach einer sehr guten Laufzeit von 1:39:02 h, hatte Bernd sogar 26 Sekunden Vorsprung vor Dieter. Das reichte um nach 33 Jahren wieder auf das oberste Treppchen steigen zu dürfen, diesmal als Sieger der AK M65.
Ich hatte verletzungsbedingt nicht mit einer sehr schnellen Laufzeit gerechnet doch die etwas veränderte Streckenführung am Start des Halbmarathons kam mir entgegen. So kam ich recht gut ins Rennen und erreichte das Ziel nach 1:28:37 h als 12. der AK M40.
Eine ganz besondere Rennsteig-Geschichte kann von Siggi Beyer berichtet werden:
„Seit 2010 fahre ich mit Tilo alljährlich nach Eisenach zum Start des Supermarathons, der über 72,7 km nach Schmiedefeld führt. Gern hätte ich meine Frau mitgenommen, die gemeinsam mit mir bereits fünf Marathons gelaufen ist, zuletzt im April 2013 in Paris. Allerdings war es mir nie gelungen, sie für den Rennsteiglauf zu erwärmen. Bei ihr war der Respekt vor den Bergen sehr groß. Nun hatte auch der alte Rennsteighase Steffen im Vorjahr versucht, Simone zu einem Start in Thüringen zu ermuntern. Das brachte ich in diesem Jahr ins Spiel, als ich mir mit Tilo noch nicht einig war, wie wir den Transfer logistisch abwickeln sollten. Mein Vorschlag war ihr jedoch zu kompliziert, außerdem wäre sie schon einen Marathon im Frühjahr gelaufen, wir sollten bitte schön allein zum Rennsteig fahren. Ich unternahm noch einen zweiten zaghaften Versuch, der jedoch mit einem Hinweis auf Schmerzen im Knie abgewürgt wurde.
So verabschiedete ich mich am Freitag von meiner Frau, die mir eine gute Reise und viel Erfolg wünschte. Als wir unser Quartier in Eisenach bezogen hatten, meinte ich noch zu Tilo: "Ich hatte bis zuletzt damit geliebäugelt, dass mich Simone in Schmiedefeld im Ziel empfängt, aber ihr lädiertes Knie lässt Laufen momentan nicht zu. Allerdings hat sie mir vor der Abfahrt versprochen, dass sie nächstes Jahr mitkommt." Tilo nahm es ohne Kommentar zur Kenntnis, ich konnte nicht ahnen, dass er eingeweiht war in eine unglaubliche Geschichte: Simone hatte Steffen beauftragt, für sie die Startunterlagen in Neuhaus abzuholen, sie selbst ist mit zwei Chemnitzer Lauffreunden früh am Morgen an den Rennsteig gefahren und hat mit Steffen (und nur noch leichten Kniebeschwerden) den Marathon absolviert. Unterwegs war ihre größte Sorge: Hoffentlich kommen wir vor Siggi ins Ziel! Das hätten die beiden nicht geschafft, wenn mein Plan aufgegangen wäre, der auf eine Zielzeit von 8 Stunden ausgerichtet war. War ich bis Kilometer 40 noch im Soll, ließen mich ab Kilometer 50 Wadenkrämpfe immer mehr ins Hintertreffen geraten. Daher entschloss ich mich am Grenzadler in Oberhof zu einem Besuch der Massagebaracke. Wer weiß, was geschehen wäre, wenn ich mir das verkniffen hätte …
Schließlich kam sie immer näher, die schönste Zielgerade der Welt. Ich erfreute mich am hämmernden Sound von ACDC, am Banner "Nur noch 1086 Meter", am Zuspruch der Zuschauer, an der letzten Rechtskurve, an den letzten 200 Metern, an den letzten 30 Metern und was war das? Eine helle, leuchtend gelbe Jacke, wie sie die Burgstädter Läufer tragen! Und wer steckte drin? Meine Frau - das gibt's doch gar nicht! Noch mal hinschauen - ja, sie ist es wirklich! Und sie hat eine Medaille um den Hals, ist also den Marathon gelaufen! Ein verrücktes Weib, was ich da vor dreißig Jahren geheiratet habe! Ich führte einen Freudentanz auf und umarmte meine Frau - hätte jedoch die ganze Welt umarmen können!
Nachdem ich mich wieder einigermaßen beruhigt hatte, wollte ich unbedingt noch auf Tilo warten, der ansonsten stets vor mir im Ziel war. Heute lief es jedoch überhaupt nicht bei ihm. "Glücklicherweise" lief es bei ihm derart schlecht, dass ich über eine halbe Stunde auf ihn warten musste, eine halbe Stunde, die ich nie vergessen werde. Noch nie erlebte ich so viele Emotionen wie in diesen 30 Minuten! Läufer, die sich still über ihre Leistung freuten, andere die schier überwältigt waren, weil sie erstmals eine solche Distanz zurücklegten; Paare, Trios und Quartette, die Hand in Hand die Ziellinie überquerten. Ein mir völlig fremder Mann war derart gerührt, dass ich ihn spontan abklatschte und umarmte, während er stammelte „Das gibt´s doch gar nicht, ich glaube es nicht!“ Die Zielgerade war ein Meer der Freude und des Stolzes.
Als Tilo dann ins Ziel kam, war seine erste Frage mit verschmitztem Lächeln: "Na, wie war der Zieleinlauf?" Meine Antwort: "Nur gut, dass mein Plan nicht aufgegangen war. So gefiel es mir tausendmal besser!" So nach und nach wurde mir dann eröffnet, dass etliche Umstehende eingeweiht waren, nur ich nicht.
Das ungemütliche Wetter hielt uns davon ab, der abendlichen Sause im Festzelt beizuwohnen. Wir fuhren ins heimatliche Chemnitz, machten Feuer im Kamin und stießen mit einem Gläschen Sekt auf ein gelungenes Wochenende an. Das kräftige Feiern haben wir an diesem Tag den Bayern überlassen...“
Simone lief bei ihrem ersten Rennsteig-Marathon 5:18:40 h. Beim Supermarathon erreichten Siggi nach 8:26:12 h, Uwe nach 8:43:44 h und Tilo nach 9:00:06 h das Ziel.
Für alle war es wieder eine sehr gelungene Veranstaltung, die lange in Erinnerung bleiben wird.
Carsten Voigt, Siegfried Beyer